Peter Wagner

Renaissance der deutschen Weinkeller


Heute muss man in Deutschland wohl von einem Luxusproblem sprechen, denn in den letzten Jahren schießen neue Weinkeller aus dem Boden wie die menschenunwürdigen Stadien in Katar.

Sorry, musste sein. Im Grunde ist so ein Phänomen nicht der Rede wert, vererbt wird schließlich immer und eine aus dem Boden gestampfte Selbstständigkeit ist jetzt auch nicht weltbewegend. Bei der Qualität, die außergewöhnlich viele dieser Winzer in kürzester Zeit erreichen, muss man allerdings schon etwas genauer hinschauen. Lassak, Seckinger, Scheuermann, Krack, Griesel, Kissinger, Saalwächter - was in den letzten 10 Jahren quer durch die Anbaugebiete an neuen Weingütern gegründet oder neu ausgerichtet wurde, ist eigentlich nur noch absurd. Vor allem, wenn man bedenkt, dass ein Großteil der Genannten - und diese Liste ließe sich noch lange fortsetzen - bereits heute zur absoluten Spitze der jeweiligen Regionen zählt. Und genau so einer ist auch unser nächster Kandidat im TrinkFEST-Weinpaket

- Peter Wagner.


Vom Newcomer zum Spitzenwinzer in Baden


Erst 2016 (!) hat Peter Wagner das elterliche Weingut im badischen Oberrotweil übernommen. 2017 folgte der erste Jahrgang. Seitdem kennt das Familienweingut nur eine Richtung: nach oben. Bereits fünf Jahre später wurde es im Eichelmann Weinführer als Aufsteiger des Jahres ausgezeichnet und auch sonst hat eigentlich jeder Sommelier, der zumindest an guten Tagen Lambrusco von Champagner unterscheiden kann, von Peters Weinen gehört. Und die wirklich Guten waren schlau genug, sie rechtzeitig auf ihre Weinkarte zu setzen. Denn in Sachen Baden ist das Weingut derzeit die erste Adresse, wenn es um den besten Newcomer geht. Spätestens jetzt darf man sich fragen, wie es dazu kam.


Nachhaltige Weinherstellung und Techniken von Peter Wagner


Seine önologischen Grundlagen hat der gelernte Küfer in Geisenheim erworben. Dank Leuten wie Peter weiß man heute, dass man aus der Hochschulstadt auch Nützlicheres mitnehmen kann als Geschlechtskrankheiten und hektarorientierte Zweckheiraten. Zum Beispiel eine bis heute andauernde Freundschaft mit Friedrich Keller, der heute die Geschicke des VDP-Weingutes Franz Keller am Kaiserstuhl lenkt. Und wer die Weine der Kellers in den letzten Jahren recht gut fand, kann sich unter anderem bei Peter bedanken. Denn der war dort 5 Jahre lang Kellermeister. Man kann also davon ausgehen, dass der Mann weiß, was er tut.

Grund genug, den elterlichen Betrieb vom braven Genossenschaftslieferanten zum eigenständigen Weingut umzustrukturieren. Und wie gut das klappt, hat man ja schon gesehen.

Drei Rebsorten bilden das Grundgerüst des Hausstils - Spätburgunder, Chardonnay und Grauburgunder. Die Ausnahme bildet der Müller-Thurgau, der am Kaiserstuhl eine recht lange Tradition hat und deshalb auch heute noch verwendet wird. Wer Grauburgunder ebenfalls für austauschbar hält, mag in der Summe Recht haben, sollte aber spätestens nach dem Wein von Peter seine Meinung zumindest überdenken. Denn der hat mit dem üblichen, strukturlosen Rentnerbeglücker rein gar nichts zu tun. Doch werfen wir zunächst einen Blick in die Werkstatt des Kaiserstühlers. Seine Weinberge bewirtschaftet er so nachhaltig und naturnah wie möglich. Schafe zieren seine Lagen, gedüngt wird mit hauseigenem Pferdemist. Eine üppige Begrünung ist für ihn selbstverständlich.

Junge Winzer haben es in Baden und Württemberg ohnehin leicht, an gute Lagen zu kommen. Die Genossenschaft kriselt und ist froh, wenn sie die müßig zu bewirtschaftenden Hängen abgeben kann. Im Keller zeichnet sich seit Jahren eine burgundisch-badische Vision ab. Peter macht zwar handwerkliche und eigenständige Weine, aber von Naturwein will er nicht sprechen.

Er ist undogmatisch, deshalb passt er so gut zu uns. Er lässt den Most durchoxidieren, frei nach dem Motto, was im Most schon oxidiert ist, kann später im Wein nicht mehr oxidieren. Was recht pragmatisch klingt, hat zudem den Vorteil, dass er Schwefel einspart und damit einem unverfälschten Produkt noch näherkommt. Großes Augenmerk wird auf den pH-Wert gelegt. Der, so Peter, müsse immer zwischen 3,2 und 3,4 liegen. Und bevor der durch die Decke geht, gibt er lieber etwas Weinsäure dazu.

 Das ist vielleicht ein Zahn, den man den Leuten mal ziehen muss, denn das ist bei den Spitzenwinzern durchaus üblich. Schlimm ist es sowieso nicht. Durch den niedrigen pH-Wert behält der Wein seine Frische und es muss nicht ohne Maß und Ziel geschwefelt werden.

Alle seine Weine durchlaufen den biologischen Säureabbau und verbringen einige Zeit auf der Vollhefe im Barrique.


Zum Seitenanfang