Weingut Keltis

Der Zufallsfund und die Bedeutung vom Weingut Keltis


Ein Zufallsfund, könnte man sagen. Aber wenn wir nicht ständig wie streunende Köter durch die Gegend stolpern würden, wäre uns so etwas wohl verwehrt geblieben. Das wäre schade.

Denn das Weingut, auf dem wir im August arbeiten, kannte bis vor wenigen Wochen wahrscheinlich kaum jemand. Dabei strotzt es nur so vor Geschichte und Qualität. Aber dafür machen wir das ja. Um am Ende mit genau solchen Entdeckungen den angestaubten deutschen Weinmarkt aufzumischen. Als wir vor über einem Jahr mit Niko und Kreso durch Primosten in Kroatien fuhren, hielten wir an einem alten Steinhaus in irgendeinem Kaff nahe der Adria. „Hier essen wir - der macht den besten Eintopf.“ Nach der Optik des Lokals hätte ich zwar gewettet, dass der Mann im Steinhaus auch das schäbigste Meth Kroatiens kocht, aber die beiden kongenialen Vinas Mora Jungs sollten recht behalten, der Eintopf war wirklich hervorragend. Und üppig! Aber da es hier kein Mittagessen ohne Wein gibt, zaubert Kreso kurzerhand ein kühles Getränk aus seinem Mickey-Mouse-Rucksack.


Die Geschichte und Geologie vom Weingut Keltis


 

Einen Sekt. Rosa Etikett mit weißem Löwen. Macht schon optisch einen guten Eindruck. Ich mach’s kurz - aber das Ding hat mal so kraftvoll durch das üppige Kommunistengulasch geschnitten, dass nichts davon schwer im Magen lag - fit wie ein vergessener Turnbeutel waren wir danach und vor allem einig, dass wir diese Brause nach Deutschland holen müssen! So. Jetzt ist der Stoff im Haus und wir könnten nicht glücklicher sein. Zufallsfund eben. Schauen wir uns das Weingut etwas genauer an. Wir sind in Slowenien. Genauer gesagt in der Südsteiermark. Ich für meinen Teil wusste gar nicht, dass man hier noch von der Steiermark spricht. Aber wenn man sich die geologischen und kulturellen Gegebenheiten anschaut, dann macht das schon Sinn. Hier liegt das Weingut Keltis Estate. Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts wird hier Weinbau betrieben.

Das Weingut Keltis wurde jedoch erst Ende der 80er Jahre unter diesem Namen gegründet. Damals überließen Ivan und Elizabeta Kelhar die Bewirtschaftung des Hofes und der Weinberge ihrem Sohn Marijan und seiner Frau Ana. Die beiden waren sich schnell einig, sich intensiver dem Weinbau zu widmen, und 1989 verließ der erste Sauvignon Blanc aus dem Hause Keltis das Weingut. Der Sauvignon Blanc ist schon der erste Hinweis auf den Bezug zur Steiermark. Was aber viel deutlicher macht, dass die geografische Heimat von Keltis die Steiermark ist, ist der Boden.

Die Steiermark ist ein äußerst vielfältiges Kulturland, was die Bodenformationen betrifft. Gneis, Lehm, Kalk, Granit. Hier gibt es fast alles. Der prägendste Boden dieser Region ist ein anderer - der Opok. Wer sich schon länger mit Getränken aus der ostösterreichischen Grenzregion beschäftigt, hat mit ziemlicher Sicherheit schon einmal eine Flasche Wein von dort in der Hand gehabt, die schon auf dem Etikett auf den Opok hinweist. Opok ist einfach Steiermark und der Boden prägt die Weine. Das Wort stammt übrigens aus dem Slawischen und bedeutet Mergelboden. Tatsächlich handelt es sich um ein Konglomerat aus verschiedenen Gesteinsarten, die ein ganz eigenes Terroir bilden. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass die Weine der Steiermark zu den Weinen gehören, die man blind am besten zuordnen kann. Auf diesen Böden baut das Weingut vor allem autochthone und traditionelle Sorten an.

 

Die Kunst des Weinbaus beim Weingut Keltis


Dazu gehören Welschriesling, Weißburgunder, Riesling, Rumeni plavec, Kraljevina, Muscat Ottonel, Traminer, aber auch Pinot Noir und Chardonnay. Die letzten beiden Rebsorten lassen erahnen, was die steirischen Slowenen noch auf dem Kasten haben. Denn was viele nicht wissen: Die Steiermark ist wohl eine der spannendsten Sektregionen Europas. Das hätte ich auch nicht gedacht, bis ich ihn probiert habe. Das liegt aber auch an der Höhenlage der Weinberge, die deutlich kühler und für den Anbau großer Schaumweine prädestiniert sind. Die Kombination von Temperatur und Boden schafft ideale Bedingungen für diese Art von Wein. Heute umfasst das Weingut 24 Hektar, von denen nur 5 Hektar mit Reben bepflanzt sind. Diese sind teilweise mit über 60 Jahre alten Rebstöcken bepflanzt. Im Jahr 2009 folgte ein weiterer wichtiger Schritt für das heutige Standing des Weinguts. Die Umstellung auf biologischen Anbau.

Das war vor allem auch eine Initiative von Marijan und Anas Sohn Miha. Von Herbiziden und dem ganzen chemischen Kram hat die Familie ohnehin nie viel gehalten. Seit der Gründung des Weinguts in den 80er Jahren war es das erklärte Ziel, Weine im Einklang mit der Natur zu erzeugen. Die Bio-Zertifizierung ist da nur die logische Konsequenz. Aber auch im Keller setzt sich dieser Gedanke fort. Das Weingut arbeitet minimalinvasiv in der Produktion und verzichtet auf Schönung und Filtration. Schwefel dient der Stabilisierung und wird in homöopathischen Dosen verabreicht. So garantiert er Sauberkeit und Präzision, ohne den Terroirgedanken und den natürlichen Ausdruck der Weine zu verwässern. Das Ergebnis sind äußerst tiefgründige, natürliche und ehrliche Weine, die Komplexität und Ausdruck vermitteln. Keltis ist für uns zweifellos eine der spannendsten Entdeckungen der letzten Jahre. Die Mischung aus ursprünglichem Weinbau, familiärer Betriebsstruktur und absoluter Qualitätsbesessenheit hat uns einfach überzeugt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es euch genauso gehen wird. Viel Spaß beim Probieren!


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