Achim Dürr
Unser nächst gelegenes Weingut hat man nicht wirklich auf dem Schirm. Das ist auch gut so, denn wenn man bedenkt, dass das Weingut nicht einmal eine eigene Website hat, ist es fast schon erstaunlich, dass die Flaschen die ohnehin sehr ländliche Region überhaupt verlassen haben. Aber so ist das eben in der Weinwelt.
Auch in Zeiten von Instagram und Co. dreht sich die Kugel vergleichsweise langsam und kleine, unerkannte Schätze wie die Weine von Achim Dürr kommen manchmal erst nach Jahren an die Oberfläche. Ohnehin spielen für uns in diesem Zusammenhang enge Partnerschaften und Mundpropaganda eine größere Rolle. Ansonsten hätten wir die Weine vom Weingut Dürr heute wahrscheinlich noch nicht kennengelernt.
Vom Weinliebhaber zum Winzer: Achim Dürrs Weg zur Weinherstellung
Achim ist seit Jahren von den großen Weinen dieser Welt begeistert. Er reist herum, spricht mit den Menschen dahinter, trinkt und studiert diese Meisterwerke. Und weil er seitdem ständig in Kontakt mit den feinsten und edelsten Weinen der Welt und ihren Winzern ist, liegt es auf der Hand, dass man irgendwann selbst auf den Geschmack kommt - und ein umtriebiger Typ wie Achim gründet dann einfach ein Weingut.
Nicht selten kommt es vor, dass man nach Jahren des Konsums der besten Weine der Welt selbst welche produzieren möchte. Aus solchen Schnapsideen sind schließlich einige der spannendsten Weingüter unserer Zeit entstanden. Ein Stefano Papetti von De Fermo wäre sonst wahrscheinlich heute noch Jurist in Bologna und ein Ludwig „LuLu“ Bindernagel würde sich weiterhin in Paris der Architektur widmen, anstatt wie heute im Jura große Weine zu keltern. Vielleicht sollte man solchen Schnapsideen einfach öfter nachgeben.
Außerdem vertreten wir in der Freiheit ganz klar die Devise: Nur wer viel trinkt, kann auch viel Wein machen. Wer das anders sieht, soll mir ein Spitzenweingut zeigen, wo hinter verschlossenen Türen nur halbtrockener Grauburgunder von Saale-Unstrut getrunken wird. Ob man die Weine von Herrn Dürr nun als „groß“ bezeichnen kann, muss jeder für sich entscheiden. Ambitioniert und spannungsreich sind sie allemal. Und so etwas holen wir gerne an die Oberfläche.
Maximales Terroir, minimale Eingriffe: Achim Dürrs einzigartige Weinphilosophie
Denn einen trinkbaren Sauvignon Blanc mit Turboreinzuchthefen und 200 mg Schwefel zu keltern, das kann jeder. Achim Dürr geht einen völlig entgegengesetzten Weg. Im Grunde macht er seinen Wein so, wie er ihn gerne trinkt. Auf den Punkt gebracht heißt das: maximales Terroir bei wohlkalkuliertem Verzicht auf alles, was das Terroir zu sehr verwässern könnte. Achim selbst beschreibt es so, dass er präzise und hochfeine Weine mit einem sehr guten Trinkfluss erzeugen möchte.
Gefällt mir, kaufe ich.
Die Arbeit im Weinberg erfolgt komplett ohne Herbizide, Pestizide und was der Chemiebaukasten sonst noch hergibt. Stattdessen setzt man auf Handarbeit, viel Begrünung und jede Menge Biodiversität. Jede Parzelle erhält sozusagen eine maßgeschneiderte Behandlung. Der Grund dafür? Achim baut jede Parzelle einzeln aus, eben um das auf kurzer Distanz so unterschiedliche Terroir herauszuarbeiten und nicht zu verwässern.
Bei der Arbeit im Keller orientiert er sich schon sehr am Burgund. Das soll nicht nachgeahmt werden, aber als Richtlinie ist es durchaus brauchbar. Das Ergebnis, das kann ich vorwegnehmen, ist ohnehin völlig eigenständig! Eine äußerst feine Interpretation der badischen Ortenau. Zurück zur Kellerarbeit - Alle Rotweine (das ist vor allem der Spätburgunder) werden als ganze Trauben im offenen Bottich gekeltert. Die Maischestandzeit beträgt bei allen Weinen 3-6 Tage. Die Maische gibt den reifen Spätburgundertrauben das nötige Gerbstoffgerüst.
Was mich als Schwaben ein bisschen stutzig macht: Achim baut auch Blaufränkisch an. Aber auch der ist mit dem schwäbischen Original überhaupt nicht zu vergleichen. Eher ein extrem würziger und pfeffriger Spätburgunder!
Die Weißweine, wir sprechen hier von Chardonnay, Grauburgunder, Weißburgunder und Sauvignon Blanc, werden in Barriques und anderen Holzfässern vergoren. Dass hier alles spontan mit natürlichen Hefen vergoren wird, versteht sich von selbst. Je nach Sorte und Lage lagern alle Weine 6 bis 18 Monate im Holz und anschließend nochmals 6 bis 12 Monate mit der gesamten Hefe im Stahltank. Das Ergebnis?
Ich will jetzt nicht mit inflationär gebrauchten Begriffen wie „burgundisch“ langweilen. Bei einer langen Weinbautradition wie in Baden verkauft man sich immer ein wenig unter Wert, wenn man sich jedes Mal einer anderen Region anbiedert. Das führt im schlimmsten Fall zur Unkenntlichkeit der eigenen Herkunft, und das will Achim Dürr auf jeden Fall vermeiden. Die Weine sind Ortenau pur und das mit einem erfrischend undeutschen Touch. Saftig, klar und mit gutem Trinkfluss. Genau das, was Achim von Anfang an wollte. Das Ergebnis überzeugt nun schon seit einigen Jahren. Ein Grund, warum ihr die Weine wahrscheinlich noch nicht kennt, ist, dass Achim die ersten Jahrgänge ausschließlich an die heimische Spitzengastronomie verkauft hat. Auch das spricht für sich.
Achim Dürrs Weine: Ein Stück Ortenau pur mit einem besonderen Touch
Wir müssen jetzt nicht so tun, als hätte Achim Dürr das deutsche Weinrad neu erfunden. Aber spannenden Wein macht er allemal. Und wer es nach 7 Jahrgängen und ohne önologische Ausbildung schafft, in der deutschen und französischen Spitzengastronomie ausgeschenkt zu werden, verdient nicht nur höchsten Respekt, sondern ist es auch wert, in unserem Weinpaket verkostet zu werden!
Neugierig? Hier findet ihr die Schätze die wir für euch ausgesucht haben.