4 Kilos

Entdeckung von 4 Kilos auf Mallorca - Spanische Weinperlen und unentdeckte Weinschätze



Wer unsere Aktivitäten in den sozialen Medien verfolgt, dem wird nicht entgangen sein, dass wir erst vor wenigen Tagen in Katalonien unterwegs waren. Ziel dieser Exkursion war es, das noch relativ unentdeckte Weinland Spanien ein wenig zu erkunden. Und wenn man ehrlich ist, stellt man fest, dass dieses Unterfangen alles andere als einfach ist. Um es auf den Punkt zu bringen - viel solides, aber belangloses Zeug, auf der einen Seite flankiert von trägen, fetten und veralteten Rotweinbomben und auf der anderen Seite Unmengen von fehlerhaften, oft zu früh gelesenen Terrassenreinigern.
Und doch gibt es sie. Die kleinen Schätze, über die man entweder zufällig stolpert oder auf die man von befreundeten Einheimischen aufmerksam gemacht wird. Das macht den Reiz dieser Aufgabe aus.
99-mal gleichgültig bis angewidert dreinzuschauen, um dann beim 100. Mal begeistert zu sein! So erging es uns auch bei unserer nächsten Entdeckung für euch - dem Weingut 4 Kilos auf Mallorca. Seien wir ehrlich, 4 Kilos ist kein Newcomer. Auch in Deutschland nicht. Aber es ist einfach gut. Und wir sehen es als unsere Aufgabe an, Gutes an Land zu ziehen.

Die Geschichte hinter 4 Kilos - Musik und Weinliebhaber vereint


Als zwei Jungs 2006 das Weingut gründeten und im Jahr darauf den ersten Jahrgang produzierten, schlug das auf der Insel ein wie eine Bombe. Vor allem bei zwei Gruppen. Weinliebhaber und Musiker. Abgesehen davon, dass beide Gruppen Hedonisten sind, haben sie zunächst nichts miteinander zu tun. Die gemeinsame Liebe zu 4 Kilos geht auf die beiden Gründer zurück. Sergio Caballero ist Musiker und Gründer des Sonar Festivals und hat in seiner Bubble ein entsprechendes Standing. Vor allem junge Leute waren vom progressiven und subversiven Image der Weine fasziniert. Kunstvolle Etiketten, weg vom oft behäbigen spanischen Stil und offensichtlich musikalisch konnotierte Weinnamen wie Dire Straits sorgen für ein entsprechendes Image.
Der andere Teil des Kollektivs heißt Francesc Grimalt und ist hauptverantwortlich dafür, dass die Weinnerds von Anfang an auf der Matte standen. Er war jahrelang technischer Leiter des renommierten mallorquinischen Weinguts Anima Negra. Bekannt wurde er aber vor allem dadurch, dass er die alte autochthone Rebsorte Callet aus der Versenkung holte. Sie ist ertragsarm, relativ schlank und ergibt frische, herbe Weine. Also genau das Gegenteil von dem, was damals und in den Jahren davor en vogue war. Und weil ihm diese Sorte so gut gefiel, bildet sie auch heute noch einen wichtigen Teil des 4-Kilo-Fundaments.
Zu Callet gesellen sich im Rebsortenspiegel von 4 Kilos Manto Negro, Fogoneu und die französischen Sorten Cabernet Sauvignon, Merlot und Syrah. Es gehört viel Mut und Weitsicht dazu, etwas zu fördern, was eigentlich gegen den Zeitgeist ist. Das gilt eigentlich für alle Lebensbereiche. Heute, in einer Zeit, in der Wein nicht schlank und drahtig genug sein kann, beißt sich mancher auf der Insel wahrscheinlich in den Arsch, dass er die alten Callet-Stöcke gerodet oder nicht rechtzeitig gepflanzt hat. Doch genau diese Weitsicht zahlt sich aus - bereits im Jahr 2009 wurde das Weingut vom spanischen Weinführer Guia Penin zur Bodega des Jahres gekürt.
Der Name 4 Kilos geht übrigens auf die damalige Investition der beiden Herren zurück. Zusammen warfen sie 4 Millionen Peseten in den Ring, umgangssprachlich 4 Kilos genannt. Umgerechnet sind das etwa 24.000 Euro. Und was damals in einer provisorischen Garage begann, ist heute ein 40 Hektar großer Betrieb. Na ja, ein bisschen provisorisch ist es geblieben - die Kellerei ist heute ein alter Schafstall. Aber nicht erst seit den Seckingers wissen wir, dass man nicht das schickste Kellergebäude braucht, um großen Wein zu machen! Das Weingut ist auch keiner einzigen DO zugeordnet.


Die Weinherstellung bei 4 Kilos - Eine naturnahe Philosophie


Die Lagen der Bodega verteilen sich auf die Anbaugebiete im Norden und Süden der Baleareninsel. Ziel der beiden war es von Anfang an, Weine zu erzeugen, die im Einklang mit der Natur wachsen. Eine langweilige Phrase, ich weiß. Umso wichtiger ist es, sie genau dann zu verwenden, wenn sie passt. In diesem Fall steht sie für einen naturnahen Anbau, der die Bewirtschaftung nach biologischen Richtlinien einschließt. Das wiederum bedeutet, auf aggressive Herbizide und Pestizide zu verzichten und zu wissen, was der Weinberg braucht. Im Keller heißt die Maxime „low intervention“. Wieder ein inflationär gebrauchtes Wort, oft missbraucht von Winzern, die um kein Pülverchen verlegen sind. Der Begriff lässt sich am besten mit ‚so viel wie nötig, so wenig wie möglich‘ übersetzen. Sein Handwerk zu beherrschen und sich von dieser Philosophie leiten zu lassen, ist sicherlich einer der wichtigsten Schritte auf dem Weg zu einem großen Wein. Natürlich ist auch dieses Mantra dehnbar, aber im Prinzip sind sich die besten Winzer der Welt einig.

4 Kilos: Mediterrane Weine mit Kraft und Eleganz


Und das Ergebnis spricht für sich. Die Bodega 4 Kilos bringt mediterranen Wein genauso in die Flasche, wie er uns in der Freiheit fesselt und fasziniert. Es ist die Symbiose aus extraktreicher Kraft und Tiefe und einer kühlen Eleganz und fruchtigen Frische, bei der man sich fragt, wie das in einer so heißen Region möglich ist. Durch die Kombination dieser beiden Spielarten entstehen Weine, die nie träge und vollmundig sind, aber gleichzeitig eine enorme Komplexität mitbringen. Das zeichnet so ziemlich alle Weine aus, die uns aus dem Mittelmeerraum begeistern. Und genau das gelingt Francesc Grimalt und seinem Team seit nunmehr fast 20 Jahren.

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