Das Piemont ist eine Herzensangelegenheit von Marcel und mir. In Sachen Größe und Komplexität gibt es wirklich wenig, was mit Barolo in dieser Dimension mithalten kann!
Außerdem gibts kaum was feineres als einen Nebbiolo oder Barbera Rausch!

Und davon hatten wir im Juli genug - In dieser etwas ruhigeren und vor allem normaleren Zeit, nutzten wir die Gunst und machten uns ein Bild dieser malerischen Region.
Nicht ganz ohne Ziel, denn wir hatten schon zuvor den Kontakt zu zwei neuen, aufstrebenden Weingütern gesucht, von deren Potenzial wir schon seit längerem überzeugt waren. Philine Isabelle und die Azienda Agricola Lalu!

Erstere, Philine Dinger, ist eine alte Freundin von uns, die wir bereits bei ihren früheren Stationen (Heinrich, Bürklin Wolf, Pranzegg, Odinstal) begleitet und verfolgt haben. Um zu wissen, dass aus ihrem Fachwissen und ihrer Erfahrung nur Großes entstehen kann, muss man nicht hellsehen können.
Dieser Grundgedanke manifestierte sich spätestens bei der Verkostung und der Visite ihrer biodynamisch bewirtschafteten Weinberge - das wird groß! Und wir sind Gott froh, bei dieser begehrten Winzerin am schnellsten gewesen zu sein.

Lalu hingegen ist ein vergleichsweise unbeschriebenes Blatt, aber auch dieser Umstand sollte aus der Welt geschaffen sein, sobald man sich mit der Vita der beiden beschäftigt.
Denn Lara (La) und Luisa (Lu) wurden bei Branchen-Größen wie Comte Lafon, Cecille Tremblay und Treddiberri ausgebildet.
Die Weine sind etwas weniger hedonistisch und rau als Philines, dafür burgundischer, stiller und vermutlich auch etwas intellektueller.

Eines zeigen aber beide Projekte - dass sie die Zukunft des piemonteser Weinbaus in ihren Händen halten!

Um allerdings zu erfahren wo die lokale Gegenwart liegt, erhielten wir ein Privileg, welches nur wenigen zu teil wird. Philines Lebensgefährtin Marta Rinaldi, öffnete uns die Tore zum gleichnamigen Regionsprimus! So ziemlich jeder der sich mit dem Thema Piemont befasst, bekommt beim Anblick des Weinguts Guiseppe Rinaldi schwitzige Hände. Großzügige Maischestandzeit und die lange Zeit im traditionellen „Botti“, resultieren in äußerst ursprünglichen Barolo!

Für mich nicht minder großartig, nur lediglich etwas verfügbarer, sinddie Weine von Cavallotto. Dass diese auf einer Ebene mit Rinaldistehen,wurde uns spätestens wieder bei der Verkostung bewusst.
Etwasrauer,etwas rotdruchtiger, aber genau so hervorragend. Und solltet ihrzufälligüber eine alte Flasche des Kult-Weinguts stolpern - zugreifen,auchwenns finanziell etwas weh tut!
Im Vergleich zu Rinaldi oder Conterno, ist das aber fast schon ein Spottpreis.
Zurück zum wichtigen - dem Nebbiolo-Rausch! Was auch sonst.
Jeder der etwas für diese Weine übrig hat, dem ist ein Besuch dieser Herzensregion nahe zu legen. Wirklich nirgendwo, kann man sich so günstig und vielfältig dieses erstklassige Gesöff einverleiben. Günstigsteht hier fraglos in Anführungszeichen, denn Barolo selbst, gerade von den Genies der Region, ist selten günstig - aber jeden Cent wert!
Und wers etwas preiswerter mag, der greift zu den klassichen Barbera, Dolcetto, Nebbiolo der Langhe oder aus Gattinara. Dieser fast schon frivole Hedonismus wird eingerahmt von der Arterien verstopfenden und herzerwärmenden Küche der Region. Außer 5 Kilo mehr auf der Waage und einer zwickenden Leber, nehme ich vorallem eines mit aus dieser Zeit - Ideen und auch etwas Wehmut..

Und wer weiß, vielleicht kommen einige dieser Weine im laufe der Zeit inunsere Pakete für den Weinclub. Wüsst ich´s nicht besser, würde ich mich überraschen lassen..
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